Nolde im Diskurs

Die Ausstellung „Emil Nolde. Mythos und Wahrheit“ konfrontiert die Besucher gleich eingangs mit der Frage: Kann man Künstler und Kunstwerk voneinander trennen? Die Meinungen hierzu gehen weit auseinander, da der Expressionist Emil Nolde (1867–1956) Anhänger der Nationalsozialisten war, zudem Antisemit und Rassist. Das bezeugen zahlreiche Dokumente. Noldes politische Gesinnung war derart ausgeprägt, dass selbst das Berufsverbot durch die Reichskunstkammer seiner Parteitreue nichts anhaben konnte. Seine "Ungemalten Bilder", die im Zentrum der Sonderausstellung stehen, sind zentraler Bestandteil des Mythos vom verfolgten Künstler. Für diese Werkserie erfand Nolde in seinen Memoiren die Erzählung, sie seien heimlich während des "Malverbots" entstanden. Die Bezeichnung der kleinen Aquarelle als "Ungemalte Bilder" geht auf Nolde selbst zurück: Zunächst bezog sich dieser Begriff auf ihre Funktion als Bildvorlagen, wobei Nolde Zeit seines Lebens besonders gelungene Aquarelle und andere kleinformatige Vorlagen als Grundlage für eine Ausarbeitung in Öl genutzt hatte. Mit den Jahren kultivierte Nolde die Erzählung, sie seien ausschließlich in der Zeit der Verfolgung im Verborgenen gemalt worden. Nach Kriegsende wurde Nolde lange als verfolgter Wegbereiter einer neuen deutschen Kunst und als Opfer der NS-Kunstpolitik wahrgenommen.

Der Mythos um die „Ungemalten Bilder“ wird in der Ausstellung entzaubert. Zudem werden Fakten geschaffen, die über den Künstler und sein Werk aufklären. Die Beteiligung der Besucher an der Ausstellung durch Kommentare und Rückmeldungen ist enorm. Diese große Resonanz zeigt auf, dass es ein erhebliches Interesse gibt, über den Künstler und sein Werk zu diskutieren.

Zu diesem Austausch vor dem Kontext der bisher gesammelten Beiträge in der Ausstellung lädt das Museum Lyonel Feininger am 10. August 2023 um 18 Uhr ein.

Eintrittspreise

5 €

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