Aufgang zum Eulenspiegelturm wieder zugänglich

Erste Sanierungsmaßnahme im Sonderinvestitionsprogramm SIP abgeschlossen

Dr. Christian Philipsen (Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt), Finley Königsberg (Kinder-Eulenspiegel), Thomas Gruschka (Geschäftsführer der BFG – Bernburger Freizeit GmbH) und Claus Peter Boßmann (Abteilungsleiter Kultur, Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt) geben den Aufgang zum Eulenspiegelturm wieder für die Öffentlichkeit frei. Foto: Thomas Engst

Schritt für Schritt geht es mit der Sanierung des Bernburger Schlosses weiter voran. Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, die sich gemeinsam mit der Stadt Bernburg die Verantwortung für die große mehrteilige Schlossanlage teilt, hat die Sanierung des Aufgangs zum Eulenspiegelturm abgeschlossen. Damit kommt eine erste Baumaßnahme zum Abschluss, die im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms (SIP) von Bund und Land Sachsen-Anhalt finanziert wird.

Bereits seit Juli 2023 liefen die Arbeiten am Wendelstein des sogenannten Viktor-Amadeus-Baus. Der renaissancezeitliche Treppenturm, der 1686 in den Neubau des Viktor-Amadeus-Baus integriert wurde und der heute als Aufgang zum Eulenspiegelturm genutzt wird, war bisher komplett unsaniert. Durch die intensive Nutzung, das Alter der Bausubstanz sowie frühere Reparaturen mit teils ungeeigneten Materialien gab es an vielen Stellen Abnutzungsspuren und erhebliche Schäden. Nach einer grundlegenden restauratorischen Untersuchung der Bausubstanz erfolgte nun die denkmalgerechte Sanierung der Oberflächen des Wendelsteins und die Reparatur und Ergänzung der Fenster, Fenstergewände und der anschließenden Putzzonen. An der Außenwand wurde zudem ein Stützpfeiler saniert, der ebenfalls stark geschädigt war.

Am 13. Dezember 2024 wurde der frisch sanierte Treppenaufgang wieder für die Öffentlichkeit freigegeben.

Umsichtiges Vorgehen erforderlich

Da der ganze Bereich bislang unsaniert war, wurde zunächst sehr genau hingeschaut: Alle Bauteile bis zur tragenden Substanz wurden restauratorisch bewertet. Auf der Grundlage eines ausführlichen Gutachtens entstand dann ein detailliertes Sanierungskonzept. So konnten zum Beispiel im Außenbereich viele originale Sandsteinteile der Fassade vollständig erhalten werden oder wurden nur reparierend ergänzt. Nur da, wo es aufgrund größerer Schäden absolut notwendig war, wurden verwitterte Gewände oder Sohlbänke komplett ausgetauscht. Die Fassade wurde entsprechend der historischen Befunde im Bereich der zwei Fensterachsen neu verputzt.

Im Inneren des Treppenaufgangs wurden die historischen Fenster und Türen ausgebaut und überarbeitet. Auch hier war das Ziel, nur die nötigsten Reparaturen und Ergänzungen vorzunehmen, um möglichst viel Originalsubstanz zu erhalten. Am auffälligsten verändert im Vergleich zum Vorzustand erscheinen die Wände im Treppenaufgang. Hier wurden die – teilweise großflächigen – Putzschäden im Eingangsbereich sowie im gesamten Treppenaufgang nach historischem Befund saniert. Auch hier musste zunächst analysiert werden, welche Putze historisch sind und was davon erhalten werden kann. Bei den Treppenstufen, zu ihrer Entstehungszeit um 1830 einst holzsichtig, wurden mehrere Anstriche aus Öl- und Alkydharzfarben nachgewiesen. Die Stufen wurden deswegen tiefgründig gereinigt und je nach Zustand wieder geölt. Auch der Holzhandlauf und die Eisenteile der Treppe sind im Zuge der Maßnahme restauriert und ergänzt worden.

Unvorhergesehene Befunde

Im Laufe der Sanierung der Fassade und dem Freilegen der Außenwand wurden weitere Schäden an der Bausubstanz sichtbar, die in der Planungsphase so noch nicht absehbar waren. So zeigte sich, dass der Stützpfeiler sanierungsbedürftig war. Der am Fuß der Außenmauer anschließende Stützpfeiler wies Auswaschungen und Substanzverlust auf, verursacht durch Nässe. Die genaue Abschätzung des Gesamtumfangs und Sanierungsbedarfs konnte erst nach Sondierung und Bauteilöffnung erfolgen. Das zweischalige Mauerwerk war schon so weit beschädigt, dass die Funktion des Pfeilers – die aufgehende Wand zu stützen – nicht mehr gewährleistet war. Aufgrund der Dringlichkeit und wurde die Sanierung des Stützpfeilers noch zusätzlich in das Sonderinvestitionsprogramm aufgenommen. Unter anderem durch diesen Mehraufwand haben die Sanierungsarbeiten länger gedauert als geplant.

Schloss Bernburg, Ansicht vom Saale-Westufer, Foto: Christoph Jann
Schloss Bernburg, Ansicht vom Saale-Westufer | Foto: Christoph Jann

Bau- und Nutzungsgeschichte des Schlosses

Das heutige Schloss in Bernburg kann auf eine lange und abwechslungsreiche Baugeschichte zurückblicken. Von der mittelalterlichen Burg des 10. Jahrhunderts über die askanische Burg in romanischer und gotischer Zeit entwickelte sich die Anlage im 16. Jahrhundert zu einem der prächtigsten Renaissanceschlösser in Sachsen-Anhalt. Im 18. Jahrhundert erfuhr der Schlossbau seine Vollendung. Der 1686 entstandene Viktor-Amadeus-Bau mit seinem Wendelstein ist Teil des Langen Hauses, das den Nordflügel der Schlossanlage bildet und durch seine Renaissancegiebel die Gestalt der Schlossanlage prägt. Das Schloss Bernburg, auch die „Krone Anhalts“ genannt, besaß und besitzt vielfältige Nutzungen. Es diente als Stamm- und Residenzhaus der anhaltischen Fürsten und Herzöge, und war seit dem 19. Jahrhundert Sitz des Amtsgerichtes. Heute befindet sich im Schloss unter anderem das Museum Schloss Bernburg mit dem Eulenspiegelturm.

Seit 1997 sind Teile des Schlosses Bernburg im Besitz der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. Es handelt sich dabei um den Christiansbau, den barocken Zwischenbau, das Lange Haus (bestehend aus Wolfgangs-Bau, Joachim-Ernst-Bau und Viktor-Amadeus-Bau) und den darin befindlichen Aufgang zum Eulenspiegelturm sowie den Schlosshof. Die übrigen Schlossteile sind im Besitz der Stadt Bernburg. Hierzu zählen der Eulenspiegelturm, das Alte Haus und das Krumme Haus, in denen sich das Museum Schloss Bernburg befindet, sowie der Ostflügel.

Schloss Bernburg, die "Leuchte" in Form einer Doppelturmfassade, Foto: Henrik Bollmann
Die sogenannte "Leuchte", eine Doppelturmfassade am Schloss Bernburg | Foto: Henrik Bollmann

In der Vergangenheit wurden durch die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt am Schloss Bernburg neben einer großflächigen Bekämpfung des Echten Hausschwammes, intensiven Holzschutzmaßnahmen und umfangreichen statischen Ertüchtigungen bereits die kompletten Dachkonstruktionen und Dacheindeckungen des Langen Hauses, des Christiansbaus und des barocken Zwischenbaus, außerdem die Doppelturmfassade am Wolfgang-Bau (die sogenannte „Leuchte“) sowie die Erker des Langen Hauses saniert.

Sonderinvestitionsprogramm (SIP)

Schloss Bernburg ist einer von aktuell insgesamt elf Standorten der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, an denen mit Mitteln aus dem Sonderinvestitionsprogramm (SIP) des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt werden sollen. Mit dem SIP investieren Bund und Land gemeinsam insgesamt 200 Millionen Euro in den Denkmalerhalt und in eine verbesserte kulturelle Nutzung der ausgewählten Schlösser und Burgen.