Schloss Neuenburg
Glanzvolles Zentrum ritterlicher Kultur
Zwischen 1090 und 1230 entstand die Neuenburg über Freyburg (Unstrut). Bereits um 1150 hatte die Anlage (heutige Kernburg) die beachtliche Größe von etwa 6.000 qm. Mit dem Aufstieg der Landgrafen von Thüringen zu einem der mächtigsten Fürstengeschlechter im hochmittelalterlichen Reich erfolgte ab 1170/75 der prachtvolle Ausbau, dessen Kernstück der Palas mit der spätromanischen Doppelkapelle bildete. Die Kapelle gehört zu den künstlerisch erlesensten dieses Typus in Europa. Um 1230 maß die gewaltige Burganlage mit der neuen Vorburg etwa 30.000 qm. Damit war sie eine der größten Höhenburgen Deutschlands. Der Anteil authentischer Bausubstanz aus dem Hochmittelalter ist nahezu einmalig.
Die im Ursprung hochmittelalterliche Vorburg – das heißt der „Wirtschaftshof“ mit dem markanten Bergfried „Dicker Wilhelm“ – ist derzeit infolge der Nutzungen des 19. und 20. Jahrhunderts in ihrer traditionellen Funktion nicht gut erkennbar. Doch kann hier noch sehr authentisch gezeigt werden, dass eine Burg (später Schloss) immer mit einer großen Wirtschaftseinheit verbunden sein musste, um die Versorgung eines solchen Mikrokosmos zu gewährleisten. Dies wieder besser erlebbar zu machen, ist Ziel der baulichen Maßnahmen.
Geplante Maßnahmen im SIP 1
Alle geplanten Maßnahmen auf Schloss Neuenburg haben zum Ziel, die kulturellen Zeugnisse im Bereich der Burg durch nachhaltige Sanierung zu erhalten und zu sichern. Des Weiteren soll die seit Jahrhunderten gewachsene Einheit von Kern- und Vorburg zu einem kulturtouristischen „Erlebnisort Schloss Neuenburg“ weiterentwickelt werden. Insbesondere das Gelände der Vorburg soll neu strukturiert werden mit dem Ziel, einen ganzjährigen Raum zum Erleben der „Höfischen Kultur des Mittelalters“ zu schaffen. Um eine solche touristische Inwertsetzung und damit eine Steigerung der Attraktivität und der Besucherzahlen zu erreichen, sind zahlreiche Einzelmaßnahmen in Planung. Als wichtige Voraussetzung für die Erreichung der genannten Ziele seien beispielhaft die Sicherung der öffentlichen Zugänglichkeit und der Flucht- und Rettungswege genannt.
Das Gesamtvorhaben stützt sich auf einen bereits vorliegenden Masterplan zur Weiterentwicklung des Geländes. Anfang Juli 2023 lobte die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt einen Interdisziplinären Realisierungswettbewerb aus. Die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs werden Mitte November 2023 der Öffentlichkeit präsentiert.
Maßnahmepaket 1
Burgmauer: Sanierung und statische Ertüchtigung
Die 930 m lange Burgmauer, die als Grundstücksgrenzbefestigung dient, soll auf einer Länge von etwa 785 m saniert und statisch ertüchtigt werden. In dem Zusammenhang soll entlang der südlichen Burgmauer ein Wanderweg angelegt werden. Dieser schließt den Rundwanderweg, der nördlich vom „Dicken Wilhelm“ beginnt, gegenwärtig nur bis zum Westtorhaus führt und nur im südlichen Bereich ergänzt werden soll, sodass man vom Westtorhaus bis zum Osttorhaus die Burganlage von allen Seiten betrachten kann. Ein wichtiges Ziel ist die verbesserte Erschließung der Burganlage für Wanderer und Radfahrer.
Südliche Vorburg mit historischen Pächterwohnhäusern
Die einsturzgefährdeten Gebäudeteile der Domänenpächter-Wohnhäuser müssen in den Bereichen Dach, Fassade und Terrasse gesichert werden. Außerdem soll die südliche Ringmauer saniert werden. Im Zentrum der Maßnahmen steht hier die Wiederherstellung der öffentlichen Verkehrssicherheit.
Außerdem ist geplant, die Hoffläche in Verbindung mit der Erneuerung der Medienleitungen neuzugestalten.
Maßnahmepaket 2
Neuer Zugang zum Vorburggelände mit Besucherzentrum
Im Bereich des romanischen Vorburgtores und den Resten einer ruinösen Scheune mit Ställen soll der zentrale Eingang zur Gesamtanlage neugestaltet werden. Geplant ist die Errichtung eines barrierefreien Besucher- und Informationszentrums mit einem Vorplatz im ehemaligen Torweg, einer zentralen Kasse, der Zugangskontrolle, der barrierefreien Erschließung der Vorburg und eines Servicebereichs mit Museumsshop, Bistro und WC-Anlage.
Der Bergfried III, als „Dicker Wilhelm“ bekannt und weithin sichtbar, soll als „Geschichtenturm“ mit künstlerischen, audiovisuellen Rauminszenierungen zur ortsbezogenen mittelalterlichen Literatur und Sagenwelt eingebunden werden.
Im Rahmen der Umgestaltung der Freiflächen, die bisher unter anderem als Personalparkplatz genutzt wurden, ist geplant, einen gegliederten Freiraum mit verschiedenen ortsbezogenen Gestaltungsthemen anzulegen. Verbliebene Flächen sollen für mannigfaltige Nutzungen (etwa Konzerte und Veranstaltungen) neu zoniert werden. Die Vorburg soll möglichst barrierefrei erschlossen werden, um auch neue Besuchergruppen anzuziehen.
Nördliche Kernburg: Werkstatt- und Verwaltungsgebäude
Im Bereich der nördlichen Kernburg ist als Ringschluss der Kernburg die Errichtung eines Neubaus für Werkstätten, Büros, Depot und Hausmeisterstützpunkt geplant.
Der Freiraum zwischen Burggastronomie, Bergfried II und Besucherzentrum soll als zentraler Veranstaltungsbereich genutzt werden. Denkbar wären hier beispielsweise Großveranstaltungen wie Konzerte, Märkte u. ä.
Ausbau der Domänenscheune und des ehemaligen Kuhstalls
Hier ist zur Entlastung des Festsaales die Errichtung eines Veranstaltungsgebäudes mit multifunktionalen, repräsentativen Räumlichkeiten für Gesellschaften und Feierlichkeiten unter Nutzung von Resten der Domänenscheune vorgesehen.
Die direkt daran anschließende Baulücke soll mit einem Funktions- und Technikgebäude geschlossen werden, welches zum Betreiben des Veranstaltungsgebäudes notwendig ist. Darin sollen Räume wie Garderobe und Toiletten aber auch Lagerräume und Räume für technische Anlagen untergebracht werden.