Schloss Allstedt
Authentischer Gedenkort für Thomas Müntzer
Unter dem Namen „Alstediburg“ wird die Pfalz Allstedt im Hersfelder Zehntverzeichnis Ende des 9. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Reichsversammlungen, Reichstage und die am Ort besiegelten Urkunden des 10. bis 12. Jahrhunderts zeugen von ihrer politischen Bedeutung. Die Edelherren von Querfurt bauten die Anlage dann zu einer Wehrburg aus. Diese ist heute ein einzigartiges Bauzeugnis der Wehrgeschichte im mitteldeutschen Raum. Ab 1691 erfolgte die Umgestaltung der Burg zur barocken Schlossanlage. Mitte des 18. Jahrhunderts sollte anstelle der Kernburg sogar eine barocke Dreiflügelanlage entstehen. Die letzten größeren Umbaumaßnahmen wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgenommen.
Eine besondere Rolle spielte Allstedt zur Zeit der Reformation. Der Theologe Thomas Müntzer wurde 1523 Pfarrer der Stadtpfarrkirche St. Johannes in Allstedt. Am 13. Juli 1524 hielt Müntzer auf Burg Allstedt vor Herzog Johann dem Beständigen und dessen Sohn Johann Friedrich seine Fürstenpredigt, mit der der Reformator gegen die Willkür der Obrigkeiten protestierte und für den „gemeinen Mann“ ein Widerstandsrecht beanspruchte. Seine Worte, die weite Kreise zogen, sollen in der spätmittelalterlichen Hofstube vorgetragen worden sein. Der authentische Ort ist bis heute erhalten geblieben.
Geplante Maßnahmen im SIP 1
Vorburg: Sicherung und Gefahrenabwehr
Teile der Vorburg sind verpachtet und werden für Veranstaltungen der Pächter genutzt. Etliche Räume dienen zudem als Wohn- und Lagerräume. Insgesamt befindet sich die Vorburg in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand.
Ziel ist die grundlegende Sicherung der Anlage und die Verbesserung der Bedingungen zum Erhalt der historischen Bausubstanz. Erforderlich sind daher zunächst die Sicherung und Lagestabilisierung der Baukonstruktionen: Dächer, Stützpfeiler und Wände sind teilweise desolat, sodass Gefahrenabwehrmaßnahmen ergriffen werden müssen. In Teilbereichen der Vorburg müssen Dachdeckung, Dachentwässerung sowie die Regenwasserableitung erneuert werden.
Bei allen Maßnahmen sind selbstverständlich Denkmalschutz und Denkmalpflege beteiligt, immer abhängig davon, wie stark in die historische Bausubstanz eingegriffen werden muss.
Neben den genannten Maßnahmen zur Substanzerhaltung sollen Grundlagen für die zukünftige Nutzung geschaffen werden. Voraussetzung dafür ist unter anderem die Herstellung von Verkehrssicherheit und die Verbesserung der Flucht- und Rettungswege.
Maßnahmen in der Kernburg
In der Kernburg befanden sich bislang das Museum sowie das „Burgcafé“. Die Kernburg wurde noch in Regie der Stadt Allstedt teilsaniert und im Zuge dessen entstand ein neuer Eingangsbereich im Ostflügel. Diese Sanierungsmaßnahme konnte wegen der umfassenden Schäden allerdings nicht vollständig abgeschlossen werden und muss nun entsprechend in das SIP 1 überführt und fortgesetzt werden.
Dringlichste Maßnahmen für die Kernburg sind neben der Sanierung von Burgküche und Hofstube im Westflügel vor allem die Behebung der Brandschutzprobleme, die unbedingt erforderliche Erneuerung der überalterten Haustechnik, die Sanierung der Hofflächen sowie der beiden Brücken. Insbesondere die äußere Brücke befindet sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Außerdem sollen Barrieren abgebaut werden, um die Nutzungsbedingungen für Gäste und Mitarbeitende zu verbessern.
Durch den Betriebsübergang des Museums stehen auch die Museumsbereiche und sämtliche Sammlungen nun in Verantwortung der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. Ziel ist daher auch, die Grundlagen zu schaffen für die zukünftige Weiterentwicklung des Museums und der Vermittlungsangebote. Hierzu gehören die Neustrukturierung und Vergrößerung der Ausstellungsflächen und die Ertüchtigung der wissenschaftlichen Bibliothek. Weiterhin müssen Raumbedingungen geschaffen werden, die den konservatorischen Erfordernissen genügen. Schließlich sollen die Aufenthaltsqualität für Besucherinnen und Besucher sowie die Arbeitsbedingungen im Museum verbessert werden. Mit zeitgemäßer Infrastruktur und Services lassen sich perspektivisch möglicherweise auch die Besucherzahlen und Einnahmen steigern.